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Malaysia - George Town

Der erste Stop auf unserer Reise ist George Town in Malaysia. Die Idee diese Ecke der Welt zu bereisen, entstand aus dem Wunsch, den langen Flug nach Australien zu unterbrechen. Nach etwas Recherche sind wir auf die Earth Lodge im Regenwald gestoßen, dazu wird es dann einen eigenen Artikel geben. Der nähste internationale Flughafen liegt in George Town und so nutzen wir die ersten Tage im Land zur Akklimatisierung und Erkundung der Stadt.

Bus fahren in Malaysia

Wir entscheiden uns gegen ein Taxi, sondern wollen mit dem Bus vom Flughafen in die Stadt fahren. Die Bushaltestelle vor dem Terminal ist schnell gefunden, die Angaben zu den Buslinien sind vage, Linie 401E fährt ca. alle 35min. Wir erkundigen uns bei einem der wenigen Wartenden nochmal zur Sicherheit, ob der Bus in die Stadt fährt.

Die Kommunikation auf Englisch funktioniert gut. Eine der Hinterlassenschaften der britischen Kolonialzeit, sind unter anderem Linksverkehr, eine Wahlmonarchie mit Parlament nach britischem Vorbild und Englisch als Zweitsprache.

Kurz darauf kommt ein Bus und unser Gesprächspartner springt an Straßenrand, um dem Busfahrer zu winken. Nach deutschen Gewohnheiten wären wir davon ausgegangen, dass der Bus von sich aus hält, darauf sollte man sich hier nicht verlassen. Beim Einsteigen wird allerdings klar, dass der Bus aus der Stadt kommt und erstmal nicht dorthin zurückfährt, also wieder raus aus dem klimatisierten Bus, in die Hitze.

Schatten ist an der Haltestelle spärlich gesät und die Menschen drücken sich in schattige Ecken und spähen ab und zu nach ankommenden Bussen. Nach ca. 20min kommt auch der richtige Bus. Das Ticket ist mit 2,80 RN (ca. 60 Cent) für unsere Verhältnisse extrem günstig. Allerdings muss man das Geld in eine Metallbox neben dem Busfahrer werfen, Rückgeld gibt es nicht.

George Town

Die Stadt George Town liegt im Nord-Westen des Landes, auf der Insel Penang im gleichnamigen Bundesstaat. Hier leben heute ungefähr 800.000, der 34 Millionen Einwohner des Landes.

Der Bus fährt nicht die Schnellstraße vom Flughafen ins Stadtzentrum, sondern nimmt einige Umwege, was uns gelegen kommt, um erste Eindrücke zu sammeln. Der Kontrast, zwischen kleinen, einfachen Häusern und Hochhäusern unterschiedlichen Alters sticht sofort ins Auge. Besonders am Stadtrand werden einige riesige Gebäude hochgezogen.

Nachdem vielen historischen Gebäuden der Verfall drohte und immer mehr neu gebaut wurde, wurde im 2. Anlauf die Bewerbung zum UNESCO-Weltkulturerbe angenommen. Somit steht seit 2008 ein Teil des Stadtzentrums unter besonderem Schutz und hier sind noch einige Gebäude aus der Kolonialzeit erhalten.

George Town war der erste britische Kolonialbesitz in Südost-Asien. Im Tausch gegen militärischen Schutz für das Sultanat Kedah, wurde die Insel Penang “im Namen von König George III” durch Francis Light 1786 in Besitz genommen. Während dem 2. Weltkrieg war George Town eine Zeit lang von Japan besetzt und durch Bombenangriffe wurden Teile der Stadt zerstört. Am 31. August 1957 erlange Malaysia die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich und ist heute Teil des Commonwealth of Nations.

Walking Tour

Den nächsten Tag starten wir mit einer “Free Walking Tour”. Touren dieser Art haben wir schon in verschiedenen Städten gemacht. Sie werden von verschiedenen Anbietern angeboten und in der Regel von Einheimischen durchgeführt, die sich in der jeweiligen Stadt gut auskennen. Sie haben keinen festen Preis, sondern alle Teilnehmenden zahlen am Ende was sie bereit sind zu geben.

Wir wollen mit dem Bus zum Treffpunkt und laufen zielsicher zur Haltestelle, um festzustellen, dass die Busse hier in die falsche Richtung fahren. Nach kurzer Suche finden wir die richtige Haltestelle und kommen gerade noch rechtzeitig an. Neben uns ist nur noch ein Paar aus Österreich dabei und unser Guide Pooi Ling führt die kleine Gruppe in einem 3-stündigen Fußmarsch durch die Innenstadt.

Am Fort Cornwallis und der Straße Lebuh Light (benannt nach Kapitän Francis Light) begann der Bau der Stadt durch die Briten. Entlang der ehemaligen Regierungsgebäude verläuft die Lebuh Downing, aber schon alleine das tropische Klima stellt sicher, dass wir uns nicht plötzlich in London wähnen.

Die Bevölkerung in Malaysia setzt sich aus unterschiedlichen ethnischen Gruppen zusammen. Der größte Anteil sind Malaien (Bumiputra), welche nach der Verfassung dem sunnitischen Islam angehören. Die Gesänge der Muezin begleiten uns hier regelmäßig und in einigen Unterkünften wunderten wir uns erst über einen Pfeil an der Decke, bis wir realisierten, dass dieser Richtung Mekka zeigt.

Die Malaien dominieren die Politik und werden von der Regierung systematisch gefördert. Dies entstand insbesondere, da die chinesischen Einwanderer die Wirtschaft des Landes dominieren. Diese leben inzwischen seit vielen Generationen im Land und definieren sich als Malaiische Chinesen, ohne enge Zugehörigkeit zur Nation China. So auch Pooi Ling die uns zwei chinesische Tempel zeigt und ein Ritual um ein Horoskop für das kommende Jahr zu erhalten demonstriert.

Im Stadtbild begegnen uns regelmäßig Dinge der chinesischen Kultur: Restaurants und Geschäfte die durch chinesische Schriftzeichen ausgewiesen werden, Schreine für die Ahnen in den Eingangsbereichen von Häusern oder kleine Mini-Tempel für einzelne Gebäude oder einen Wohnblock.

An der Pitt Street in George Town, stehen kurz hintereinander Kultstätten verschiedener Religionen: Islam, Taoismus, Hinduismus und Christentum. Daher bekam sie den Spitznamen “Street of Harmony”. Im alltäglichen Leben funktioniert das Zusammenleben der verschiedenen religösen Gruppen in Malaysia wohl auch sehr gut. Aber es gibt auch immer wieder Konflikte auf politischer oder persönlicher Ebene. Zum Beispiel erfahren wir später aus erster Hand, dass es als Malaie und damit als Muslim nicht erlaubt ist mit einer nicht-Muslimin zusammenzuleben, geschweige denn zu heiraten.

Streetart

George Town ist berühmt für seine Street-Art. An vielen Stellen in der Innenstadt finden sich kleine Kunstwerke an den Häuserwänden. Inzwischen gibt es einige offizielle cartoon-style Grafiken der Tourismusbehörde, die die Geschichte der Stadt erzählen. Unsere Favoriten sind aber Gemälde, die das direkte Umfeld einbeziehen.

Nach 3 Tagen nehmen wir Abschied von George Town. Als Nächstes verbringen wir ein paar Tage im Regenwald, bevor wir nochmal auf die Insel Penang zurückkehren, diesmal in den Norden der Insel, beim kleinsten Nationalpark der Welt.

Paula & Fabian



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